Saturday, November 17, 2018
Daydreams of a Slave
Plautus, Rudens 930-936 (Gripus speaking; tr. Wolfgang de Melo, with his note):
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As soon as I'm free, I'll organize a farm and a house and slaves, I'll do trade with big ships, I'll be considered a king among kings. Later I'll build myself a ship for my enjoyment and imitate Stratonicus;32 I'll sail around the cities. When my fame is well known, I'll set up a big city. This city I shall call Gripus, as a memorial to my fame and deeds. There I shall set up a great kingdom. I'm arranging to organize great things here in my mind.Friedrich Marx ad loc.:
32 Greek musician of the fourth century who traveled to present his art.
iam ubi liber ero, igitur demum instruam agrum atque aedis, mancupia, 930
navibus magnis mercaturam faciam, apud reges rex perhibebor.
post animi causa mi nauem faciam atque imitabor Stratonicum,
oppida circumuectabor. ubi nobilitas mea erit clara,
oppidum magnum communibo; ei ego urbi Gripo indam nomen,
monumentum meae famae et factis, ibi[que] regnum magnum instituam. 935
magnas res hic agito in mentem instruere.
935 ibi[que] Sonnenschein
930. Die Schilderung des Sklaven, der Luftschlösser baut, von großen Reichtümern und von Ehren träumt, in denen er es den städtegründenden Diadochenfürsten gleichtun will, von glanzvollem Auftreten, in dem er dem berühmten Musiker Stratonicus als Vorbild folgen will, ist Eigentum des Diphilus, ein treffliches Stück Kulturgeschichte der Zeit nach Alexander. Der Vers zeigt Hiat in der Mitte, es steht demnach nichts im Wege, die Tetrameter in Dimeter zu zerspalten. Im Eifer seiner sich überstürzenden Zukunftsträume vergißt er die Erwähnung des Ankaufs von ager, aedes, mancipia und erzählt mit Überspringung des Ankaufs sofort von der Einrichtung, dem instrumentum fundi, er prahlt mit dem instruere aedes (Cod. Theod. XIV 17, 13) und dem instruere mancipia (Dig. XIII 7, 25 si seruos pigneratos artificiis instruxit creditor), was nur soviel bedeuten kann, als die Sklaven zu allerlei Handfertigkeiten abrichten, d.h. sich tüchtige Helfer und Beamte schaffen. Unvermittelt stehen neben dieser Verheißung die Verheißung nauibus magnis mercaturam faciam und die folgende Verheißung apud reges rex perhibebor, die zeigt, daß der Grundsatz der ererbten Königswürde in der Zeit des Diphilus dem Märchenstil des niederen Volks nicht mehr ausschlaggebend erschien.See also William S. Anderson, "Gripus and Stratonicus: Plautus, Rudens 930-936," American Journal of Philology 107.4 (Winter, 1986) 560-563.
931. nauibus magnis, nicht ναυσὶν μακραῖς (Herod. VII 21), sondern mit riesengroßen Frachtschiffen, wie die Isis, die Lucian beschrieben hat. Das Sprichwort des Kaufmanns bei Petron. 76, 6 magna nauis magnam fortitudinem habet bezeichnet das Handelsschiff.
932. animi causa, ebenso Trin. 334. Cic. pro Rosc. Am. 133, Caes. b. G. VII 77, 10, Varro rer. rust. III 5, 8; umschrieben Cas. 151 animi amorisque causa sui, Cic. a. a. O. 134 animi et aurium causa, Caes. b. G. V 12, 6 animi uoluptatisque causa (thes. l. Lat. s. u. animus p. 96, 80). Er will sich eine Lustjacht bauen, nach Art der Prachtschiffe Hierons II. und Ptolemaeus IV., so wie der im Saitenspiel reich gewordene Künstler sich ein eigenes Schiff für seine Kunstreisen erbaut hatte. Die Erwähnung des großen Künstlers im Munde des Sklaven ist von Diphilus in derselben Absicht geschehen, wie oben V. 86 die Erwähnung des Euripides im Mund des Sceparnio. Stratonicus war Athener (Athen. VIII p. 352 C), ein Künstler von Weltruf im Saitenspiel, richtig als ὁ κιθαριστής bezeichnet (Athen. VIII p. 347 F, Strab. XIII p. 610 XIV p. 651), der in die ψιλὴ κιθάρισις die πολυχορδία eingeführt (Athen. VIII p. 352 C), eine große Zahl von Schülern um sich versammelt, und ein eigenes Tonsystem durch die Schrift festgesetzt hat. Er ist der Zeitgenosse der großen attischen Schauspieler Athenodoros. Neoptolemos und Thettalos, die gleichfalls Weltruf erlangt hatten; die Zuhörer des Plautus wußten nichts mehr von Stratonicus. Die Schüler des Aristoteles, Phainias, Clearchus und Theophrast haben sich mit seinen berühmten Witzworten befaßt, von denen Theophrast in der Schrift περὶ γελοίου (Athen. VIII p. 348 A) wahrscheinlich bereits eine der umlaufenden Sammlungen benützen konnte. Da Theophrast von einem Witz des Stratonicus über den Schauspieler Simykkas berichtet, den Zeitgenossen des Demosthenes (de cor. 262), so muß er den Stratonicus für einen Zeitgenossen des Demosthenes und Alexander gehalten haben. Es war demnach zur Zeit, als Diphilus das Vorbild des Rudens schrieb, Stratonicus bereits verstorben, Ptolemaeus, der bei Athen. VIII p. 350 C mit Stratonicus zusammengebracht wird, war dann der erste der Dynastie: die Zeit des Nicocles von Cypern, der den Künstler mit Gift hinrichten ließ (Athen. VIII p. 352 D), steht nicht fest; den Tod des Nicocles setzt Head hist. numm. (1911) S. 741 in das Jahr 309. Bedeutsam ist, daß der Aristotelesschüler Aristoxenos zwar die πολυχορδία tadelt (Plut. de mus. 18 p. 1137 A), wie überhaupt die neue Musik, aber den Stratonicus nirgendwo nennt. Mit seinem beißenden Witz gibt sich der Künstler als echten Sohn des attischen Landes zu erkennen. Er bereiste das griechische Festland, die Inseln, Asien und Ägypten: erzählt wird von seinem Aufenthalt in Korinth, Sikyon, Ainos, Abdera, Maronea, Heraclea, Byzanz, Pella, Ephesos, Milet, Kaunos, Phaselis, Mylasa, Kardia, Rhodos, Kypros, Seriphos, Aegypten. Außer Diphilus erwähnte ihn der Komiker Philetaerus (II p. 234 K), der erstere schildert ihn, wie Athen. VIII p. 350 E, als den reichen Mann, der πᾶσαν Ἑλλάδα περινοστεῖ, ἀλλ᾿ οὐκ ἐν μιᾷ πόλει διαμένει.
933. Gripus glaubt, daß dein zwecklosen Umherfahren von Stadt zu Stadt eine weithinleuchtende Vornehmheit, clara nobilitas folgen werde; über nobilitas Capt. 299, Mil. 1324. Alle Gedanken sind sinnlos, ohne Folgerichtigkeit aneinandergereiht, so auch der Satz von der Städtegründung auf Grund der erzielten Vornehmheit. Da der V. 933 oppida — circumuectabor einen Paroemiacus darbietet und der cod. B nach clara abteilt, schien es vielen geraten mit Buecheler im folgenden Dimeter abzuteilen. Nichts verbietet aber 934 ff. mit der Überlieferung als Tetrameter abzuteilen.
934. oppidum magnum communibo, nicht 'ich werde eine große Stadt mit Mauern befestigen', sondern 'ich werde eine große mit Mauern bewehrte Stadt aufführen', wie Liu. XXIV 20, 8 'statiuaque ad Dardaneas communita'; II 49, 8 'is opportunus uisus locus communiendo praesidio', wie ἔρυμα τειχίσασθαι Thucyd. I 11, 1; communire nur hier in der vorklassischen Literatur. — ĕi mit kurzer erster Silbe, wie am Versschluß bei dem Dichter ad Her. IV 12, 18: Merc. 869 der Nom. Plur.; der Dativ in der Versmitte Pseud. 899, Bacchid. 45, Curc. 360. Welche Stadtgründung dem Diphilus vorschwebte, läßt sich nicht entscheiden; vielleicht die Gründung von Alexandria: Plut. Alex. 26 ἐβούλετο πόλιν μεγάλην ... συνοικίσας ἐπώνυμον ἑαυτοῦ καταλιπεῖν. Er benennt aber die Stadt nicht Gripea, sondern Gripus, wie Seleukos bei Apamea nach Stephanus s. u. einen Personennamen aufweist (nicht aber gripos d. h. Netz), und bestimmt die Stadt monimentum meae famae et factis, wie der Soldat Curc. 440 eine goldne Statue factis monimentum suis, als Denkmal seines Ruhmes und seiner Taten, schon bevor er dort sein Königreich eingerichtet hat. Auch der Fischer Theocr. 21, 60 hofft τῷ χρυσῷ βασιλεύσειν. Die Stelle des Curculio weist auf die Hand desselben Dichters: monimentum findet sich bei Plautus an diesen beiden Stellen und in der ähnlichen Wendung Mil. 704.
936. in mentem, volkstümlicher als in mente: Cic. de nat. deor. I 114 habet en im nihil aliud, quod agitet in mente; hierzu der Infinitiv wie Verg. Aen. IX 186, Nepos Ham. I 4 ut statim mente agitaret ... bellum renouare. Der Ausdruck magnas res instruere ist absichtlich übertrieben und prahlerisch: in der Soldatensprache Caes. b. G. II 30, 3 quod tanta machinatio ab tanto spatio instrueretur; VIII 41, 2 aggerem instruere.