Sunday, March 10, 2019

 

Faith

Friedrich Nietzsche (1844-1900), Human, All Too Human, Vol. I, Part 5, § 226 (tr. Marion Faber):
Origin of faith. The bound spirit assumes a position, not for reasons, but out of habit; he is a Christian, for example, not because he had insight into the various religions and chose among them; he is an Englishman not because he decided for England; but rather, Christianity and England were givens, and he accepted them without having reasons, as someone who was born in wine country becomes a wine drinker. Later, when he was a Christian and an Englishman, he may also have devised some reasons in favor of his habit; even if these reasons are overthrown, he, in his whole position, is not. Ask a bound spirit for his reasons against bigamy, for example, and you will learn whether his holy zeal for monogamy is based on reasons or on habit. The habit of intellectual principles without reasons is called faith.

Herkunft des Glaubens. — Der gebundene Geist nimmt seine Stellung nicht aus Gründen ein, sondern aus Gewöhnung; er ist zum Beispiel Christ, nicht weil er die Einsicht in die verschiedenen Religionen und die Wahl zwischen ihnen gehabt hätte; er ist Engländer, nicht weil er sich für England entschieden hat, sondern er fand das Christenthum und das Engländerthum vor und nahm sie an ohne Gründe, wie Jemand, der in einem Weinlande geboren wurde, ein Weintrinker wird. Später, als er Christ und Engländer war, hat er vielleicht auch einige Gründe zu Gunsten seiner Gewöhnung ausfindig gemacht; man mag diese Gründe umwerfen, damit wirft man ihn in seiner ganzen Stellung nicht um. Man nöthige zum Beispiel einen gebundenen Geist, seine Gründe gegen die Bigamie vorzubringen, dann wird man erfahren, ob sein heiliger Eifer für die Monogamie auf Gründen oder auf Angewöhnung beruht. Angewöhnung geistiger Grundsätze ohne Gründe nennt man Glauben.



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