Wednesday, May 26, 2021

 

Understanding versus Speaking a Foreign Language

Goethe, Conversations with Eckermann (January 10, 1825; tr. John Oxenford):
"It is remarkable,” said Goethe, "that the ear, and generally the understanding, gets the start of speaking; so that a man may very soon comprehend all he hears, but by no means express it all."

"I experience daily," said Mr. H., "the truth of that remark. I understand very well whatever I hear or read; I even feel when an incorrect expression is made use of in German. But when I speak, nothing will flow, and I cannot express myself as I wish. In light conversation at court, jests with the ladies, a chat at balls, and the like, I succeed pretty well. But, if I try to express an opinion on any important topic, to say anything peculiar or luminous, I cannot get on."

"Be not discouraged by that," said Goethe, "since it is hard enough to express such uncommon matters in one's own mother tongue."



»Es ist merkwürdig,« erwiderte Goethe, »daß das Ohr und überhaupt das Vermögen des Verstehens dem des Sprechens voraufeilt, so daß einer bald sehr gut alles verstehen, aber keineswegs alles ausdrücken kann.«

»Ich finde täglich,« entgegenete Herr H., »daß diese Bemerkung sehr wahr ist; denn ich verstehe sehr gut alles, was gesprochen wird, auch sehr gut alles, was ich lese, ja ich fühle sogar, wenn einer im Deutschen sich nicht richtig ausdrücket. Allein wenn ich spreche, so stockt es, und ich weiß nicht recht zu sagen, was ich möchte. Eine leichte Konversation bei Hofe, ein Spaß mit den Damen, eine Unterhaltung beim Tanz und dergleichen gelingt mir schon. Will ich aber im Deutschen über einen höheren Gegenstand meine Meinung hervorbringen, will ich etwas Eigentümliches und Geistreiches sagen, so stockt es, und ich kann nicht fort.«

»Da trösten und beruhigen Sie sich nur,« erwiderte Goethe; »denn dergleichen Ungewöhnliches auszudrücken wird uns wohl in unserer eigenen Muttersprache schwer.«



<< Home
Newer›  ‹Older

This page is powered by Blogger. Isn't yours?