Wednesday, January 05, 2022

 

A Charming Fellow

Heinrich Heine, Buch der Lieder: Die Heimkehr, XXXV (tr. Hal Draper):
I called the devil and he came;
I looked him over wonderingly.
He isn't ugly and isn't lame,
He's a likable, charming man, I see,
A man in the prime of life, I surmise,        5
Obliging and courteous and worldly-wise.
His diplomatic skill is great,
And he talks very nicely on Church and State.
He's somewhat pale—no wonder, I vow,
For he's studying Sanskrit and Hegel now.        10
His favorite poet is still Fouqué.
He'll put reviewing on the shelf
And do that job no more himself—
Let grandmother Hecate do it today.
For my legal studies he had some praise—        15
He'd dabbled in law in former days.
He said my friendship made him proud,
Nothing was dearer, and so on—and bowed.
He asked if we hadn't met some place—
At the Spanish embassy over the wine?        20
And as I looked him full in the face,
I found him an old acquaintance of mine.
German text from Heinrich Heine, Sämtliche Gedichte. Kommentierte Ausgabe (Stuttgart: Philip Reclam jun., 2006), p. 135 (line numbers added):
Ich rief den Teufel und er kam,
Und ich sah ihn mit Verwundrung an.
Er ist nicht häßlich und ist nicht lahm,
Er ist ein lieber, charmanter Mann,
Ein Mann in seinen besten Jahren,        5
Verbindlich und höflich und welterfahren.
Er ist ein gescheuter Diplomat,
Und spricht recht schön über Kirch und Staat.
Blaß ist er etwas, doch ist es kein Wunder,
Sanskrit und Hegel studiert er jetzunder.        10
Sein Lieblingspoet ist noch immer Fouqué.
Doch will er nicht mehr mit Kritik sich befassen,
Die hat er jetzt gänzlich überlassen
Der teuren Großmutter Hekate.
Er lobte mein juristisches Streben,        15
Hat früher sich auch damit abgegeben.
Er sagte, meine Freundschaft sei
Ihm nicht zu teuer, und nickte dabei,
Und frug: ob wir uns früher nicht
Schon einmal gesehn beim spanschen Gesandten?        20
Und als ich recht besah sein Gesicht,
Fand ich in ihm einen alten Bekannten.
Commentary, id., p. 900:
10 Sanskrit: Sprache der altindischen Dichtung. Heine hörte bei Franz Bopp in Berlin 1821/22 eine Vorlesung »Sanskrit-Sprache und Literatur«.
Hegel: Heine lernte den berühmten Philosophen (1770-1831) bei dem er in Berlin studierte, auch persönlich kennen.

11 Fouqué: Heines Beziehung zu dem spätromantischen Dichter Friedrich de la Motte Fouqué (1777-1843) war gespalten (vgl. auch Junge Leiden: Romanzen IX).

14 Hekate: antike Göttin des Spuks und des Zaubers. Hier ist eine Zeitschrift gleichen Titels gemeint, die 1823 von dem Dramatiker und Kritiker Adolf Müllner herausgegeben wurde. In der Hekate war eine kritische Rezension der Tragödien, nebst einem lyrischen Intermezzo erschienen. Als Müllner später einen Verriß der Reisebilder schrieb, meinte Heine in bezug auf dieses Gedicht: »Dieser Mann kann doch nur verletzen und hat gewiß geglaubt, mein Teufel bezöge sich auf ihn« (auf Merckel, 16.11.1826).



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