Saturday, February 25, 2023

 

Fickle

Horace, Epistles 1.8.11-12 (tr. H. Rushton Fairclough):
I follow after what has hurt me, avoid what I believe will help me,
and am fickle as the wind, at Rome loving Tibur, at Tibur Rome.

quae nocuere sequar, fugiam quae profore credam;
Romae Tibur amem ventosus, Tibure Romam.
Quintus Horatius Flaccus, Briefe. Erklärt von Adolf Kiessling. 4. Auflage bearbeitet von Richard Heinze (Berlin: Weidmann, 1914), pp. 86-87:
quae nocuere sequar: wie andere durch Schaden klug geworden dasjenige meiden, was ihnen geschadet hat, so sucht er umgekehrt, wovon er aus Erfahrung weiß, daß es schädlich sei. H. meint damit das sich Einspinnen in eingebildete Vorstellungen, die Scheu vor positiven Entschlüssen u. ähnliches.

quae pr. credam Konj. wie in quod levet aegrum: er glaubt wirklich, daß es ihm zuträglich sein würde, und scheut doch davor zurück. In diesem und dem folgenden, gleichfalls streng antithetisch gegliederten Satze drückt sich das Widerspruchsvolle der Stimmung aufs sinnfälligste aus.

ventosus 'wetterwendisch' wie der Wind, der rasch umspringt: I 19, 37. So läßt er sich schon Jahre vorher von Davus vorwerfen Romae rus optas, absentem rusticus urbem tollis ad astra levis sat. II 7, 28; diese Verstimmung, welche das seelische Unbehagen auf den unschuldigen Ort abwälzt, während doch bloß caelum non animum mutant qui trans mare currunt (I 11, 27), spricht sich schon darin aus, daß er Romae Tibur amat; das Epitheton ventosus gehört also ebenso wie das Verbum zu beiden Gliedern des Satzes.

— Tibur: ob H. damals eine Besitzung in Tibur gehabt habe, was Suetons Worte vixit plurimum in secessu ruris sui Sabini aut Tiburtini, domusque eius ostenditur circa Tiburti luculum nahe legen, ist aus dem Vers nicht zu entnehmen; ein Sommeraufenthalt in Tibur war natürlich auch ohne eigenen Besitz möglich.
Hat tip: Eric Thomson.



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